Revision versus Modifikation
Das Thema wurde oft diskutiert, aber selten exakt definiert: Was genau ist der Unterschied zwischen Revision und Modifikation?
Revox B225, Relais Ausgang
Eine Revision bedeutet, einen funktionsfähigen CD-Spieler weitgehend in seinen Originalzustand zu versetzen.
Falls er aufgrund eines Defekts nicht spielt, handelt es sich um eine Reparatur.
Zu den notwendigen Maßnahmen einer Revision, die den Ursprungszustand belassen, trotzdem natürlich sehr zeitaufwendig sind, gehört beispielsweise die Beseitigung kalter Lötstellen.
Das geschieht durch fachgerechtes, behutsames Entlöten und Anbringen neuen Silberlots.
Mechanische Teile werden gangbar gemacht, indem sie justiert und mit geeigneten Mitteln gepflegt werden.
Die Liste der wichtigen Schritte einer originalgetreuen Revision lässt sich beliebig fortsetzen.
Revox B225, symmetrischer XLR Ausgang mit Übertrager (optional)
Aber schon beim Ersatz gealterter Bauteile in einem CD-Spieler verschwimmt die Grenze zwischen Revision und Modifikation.
Von Alterung betroffen sind zum Beispiel Kondensatoren. Viele der in früheren Geräten verwendeten Originaltypen sind aus guten Gründen nicht mehr erhältlich.
Der Bauteilemarkt hat sie längst durch deutlich verbesserte Kondensatoren ersetzt.
Um die Unterschiede zwischen Revision und Modifikation zu verdeutlichen, ist ein Vergleich mit Autos hilfreich.
Bei Oldtimern ist es verpönt, alte Teile durch neue zu ersetzen.
Nachträglich eingebaute Scheibenbremsen, eine servounterstützte Lenkung, selbst ein nicht originaler Rückspiegel gelten als Tabubruch.
Oberstes Gesetz ist es, das Auto in seinem Originalzustand zu erhalten.
Bei einem CD-Spieler stellt sich die Frage anders: Dürfen die alten, längst ausgetrockneten Kondensatoren ausgetauscht werden? Oder will der Besitzer mit einem Gerät leben, dessen Klang im Vergleich zum Originalzustand sich von Jahr zu Jahr hörbar verschlechtert?
Die Frage ist eher theoretischer Natur.
Einen wertvollen CD-Spieler mit nur noch eingeschränkt funktionsfähigen Bauteilen krampfhaft in seinem originalen Zustand zu belassen, würde bedeuten, dass er seinem sicheren Tod entgegendämmert.
Alles spricht dafür, alte durch moderne Bauteile zu ersetzen, um die originalen Klangeigenschaften mindestens wieder auf das ursprüngliche Niveau zu bringen.
Hier ist also bereits der Punkt erreicht, an dem Revision und Modifikation zwangsläufig ineinander übergehen.
Das vorläufige Fazit dieser Betrachtung lautet: Wer die unschätzbaren Vorzüge eines frühen CD-Spielers (sie beginnen mit den für die Ewigkeit gebauten Laufwerken und enden mit der extrem soliden, schwingungsfreien Mechanik) durch den Einsatz moderner Bauteile erhalten und sinnvoll nutzen will, kommt an einer Modifikation nicht vorbei.
Technische Möglichkeiten
Bevor ich darauf eingehe, schicke ich vorweg, dass ich großen Respekt vor der ungeheuren Leistung der Philips-Ingenieure habe, die in den 80-er Jahren die Compact Disc und die dazugehörigen Player entwickelten.
Die Entwicklung hatte in den holländischen Philips-Laboren in Eindhoven stattgefunden.
Viele Dutzend deutsche, französische und britische Ingenieure hatten jahrelang gerechnet, getüftelt und konstruiert, bis die silbrig-runde "Digital-Revolution" endlich funktionierte.
Ich wäre niemals so vermessen, zu behaupten, dass man mit ein paar Handgriffen, einer simpel gebrückten Schaltung oder dem voreiligen Austausch einiger Bauteile einen bereits sehr hochwertigen CD Spieler mit wenigen Stunden Arbeitsaufwand verbessern kann.
Revox B225, metronom Analogplatine
Um zu beurteilen, an welcher Stelle was möglich ist und was nicht, muss man rund 30 Jahre zurückgehen.
Beginnen wir mit einem Blick auf die Bauteile.
Früher standen praktisch nur Widerstände minderer Qualität zur Verfügung.
Die besaßen nicht nur große Toleranzen von 10 % und darüber, sie rauschten auch stark.
Ihr Temperaturverhalten war in der Praxis fragwürdig, schon eine kleine Erwärmung verkleinerte den Widerstandswert erheblich.
Bei den damals verwendeten Kondensatoren waren Abweichungen von über 10 % der Nennkapazität normal.
An vielen Stellen wurden also zwangsläufig Bauteile verwendet, deren Genauigkeit eher in Gottes Hand als auf dem Reißbrett eines Ingenieurs lag.
Die Serienstreuungen der Geräte waren entsprechend groß.
Revox B225, erweitertes Fernbedienungsmodul
Heute stehen Widerstände mit einer Genauigkeit von 1 % und besser zu Verfügung.
Für Kondensatoren gilt prinzipiell das gleiche.
Die Qualität der Bauteile hat in diesen 30 Jahren rapide Fortschritte erlebt.
Umgekehrt ist es heutzutage bei annehmbaren Kosten nicht mehr möglich, ein so aufwendiges Laufwerk wie das CDM-0 oder CDM-1 eines Revox B225 zu konstruieren.
Es würde auch bei einer Großserienfertigung zu hohe Kosten verursachen.
Die Folge ist, dass sogenannte High-End-Anbieter notgedrungen auf DVD-Massenlaufwerke billiger Machart zurückgreifen müssen, wenn diese überhaupt noch CD-Player anbieten möchten - statt auf billiger zu produzierende Netzwerk Spieler umzuschwenken.
Die fehlenden inneren Werte werden durch edle Gehäuse und hohe Ausgaben für Marketing und Werbung kompensiert.
Manchmal sorgt nur eine dicke Bodenplatte dafür, aus dem technischen Leichtgewicht ein scheinbares Schwergewicht zu machen.
CDM-1 Laserlaufwerk
Welches Argument spräche dagegen, das Beste aus der früheren und der heutigen Welt miteinander zu verbinden?
Schon der Blick auf ein Foto zeigt, dass die Mechanik eines Revox B225 ihresgleichen sucht und wahrscheinlich nie mehr hergestellt wird.
Diese Laufwerke werden sich noch drehen, wenn die Überreste der heutigen High-End-Player längst als PET-Trinkflaschen und Autostoßstangen recycelt worden sind.
Digitale Irrtümer aufgelöst
Videos youtube:
Digital Audio: The Line Between Audiophiles and Audiofools
Digital Show and Tell (Monty Montgomery @ xiph.org)
Samplerates: the higher the better, right?
Meinungen
Warum gegen HiRes drängen?
Weil es eine Lösung für ein Problem ist, das es nicht gibt, ein Geschäftsmodell, das auf vorsätzlicher Ignoranz und Täuschung basiert.
Je mehr Pseudowissenschaft ungehindert in die Welt geht, desto schwieriger ist es für die Wahrheit...
auch wenn das ein kleines und relativ unbedeutendes Beispiel ist.
Christopher "Monty" Montgomery, Xiph.Org.
Die Xiph.Org Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, die sich dem Schutz der Grundlagen von Internet und Multimedia vor der Kontrolle privater Interessen verschrieben hat.
Verkäufer der Audioindustrie haben schnellere Abtastraten gefördert.
Die Akzeptanz solcher Ideen basiert auf dem Irrtum, dass schnellere Raten mehr Genauigkeit und/oder mehr Details ergeben.
Ob es durch Profit oder Unwissenheit motiviert ist, die Promotoren, die die Industrie in die falsche Richtung führen, sagen das Gegenteil von dem, was wahr ist.
Dan Lavry, Lavry Engineering, Washington: Weblink
Da haben Sie ganze Arbeit geleistet!
Daß ein CD-Player überhaupt zu solcher Musikalität fahig ist,
habe ich bisher nicht geglaubt.
Nach vielen Jahren und vielen CD -Playern
war des Thema für mich eigentlich "gegessen"; vielen Dank,
daß Sie mir nochmals die Ohren geöffnet haben (und ich
vergleiche hier auf hohem Niveau - mit einer Studer Profimaschine
und Masterbandkopien).
Aber eine derartige Geschlossenheit im musikalischen Fluss,
vorallem eine so große Darstellung und Körperhaftigkeit
von Instrumenten und Stimmen
habe ich bisher aus einer digitalen Quelle nie gehört.
Tonal ist alles stimmig, von den Bässen zu den Höhen,
die Klangfarben sind reich und das Timing einfach perfekt!
A. Sandreuther, Nürnberg
seit sonntag abend steht der metronom ordentlich verkabelt im regal.
macht richtig spaß das teil. ich drücke es mal so aus: er kann nicht nur cd`s besonders gut abspielen, sondern nun will er es auch. du hast ihn sozusagen „frei gelassen“. danke dafür!
M. Büchner, Gerbrunn
Über die letzten Tage habe ich mit Ihrem Set einen Revox B225 aufgerüstet. Das Ergebnis hat mich sehr beeindruckt:
An Präzision und Detailreichtum übertrifft er alle bisher von mir gehörten Player, auch die Dynamik ist hervorragend. Ich beschäftige mich seit über zehn Jahren mit CD-Playern mit Philips-Schwenkarmlaufwerk und konnte mit verschiedenen Maßnahmen wie NON-Oversampling, Clockmodulen, modernen Opamps und weiteren Bauteilen schon Einiges aus ihnen herauskitzeln. Trotzdem kann ich meine CD-Sammlung nun doch noch einmal neu kennenlernen - dafür herzlichen Dank!
Ein großes Lob gilt auch der detaillierten und gut verständlichen Anleitung. Die Umbauten haben damit richtig Spaß gemacht.
R. Walter, Wolfsburg
Nach vergeblichen Versuchen, von zwei „Fachleuten“ eine klemmende Schublade und das flackernde Display instand setzen zu lassen, bin ich per Internetrecherche auf Sie gestoßen.
Nun läuft er wieder einwandfrei und macht mir große Freude - dafür ein freundliches Dankeschön.
Auch an der Kommunikation habe ich gemerkt, dass Sie sich wohltuend vom Geschwätz selbst ernannter Spezialisten abheben.
Hannes Scholten, Stuttgart
Gründer der HiFi-Zeitschrift Audio und ehem. Chefredakteur Stereoplay